Work-Life-Balance: What is Life?

... wenn wir also nach der Balance zwischen Life und Work suchen, lohnt es sich zuallererst zu fragen, wonach suchen wir eigentlich? Die bisherige Vorgehensweise war und ist sofort auf das Ziel gerichtet, nämlich auf die Balance. Damit meinen wir in der Regel Ausgewogenheit oder gar eine Harmonie zwischen den jeweiligen Bereichen. Wir suchen also nach der optimalen Dosierung der Zutaten, von denen wir meinen, sie bilden die entscheidenden Bestandteile unsers Lebens. Harmonie als Wohlbefinden und Psycho-Somatische-Gesundheit infolge der Abwesenheit von Konflikt oder Unbehagen ist hier das Ziel. Das ist zwar verständlich, scheint jedoch kaum realisierbar zu sein. Ich meine damit, dass die Anzahl der Personen, die sich um die Work-Life-Balance bemühen, gefühlt um einiges die Zahl der glaubwürdig zufriedenen Menschen übertrifft. Zwischenzeitlich habe ich den Impuls es mit dem Lottospiel zu vergleichen, wo die Zahl der Gewinner in kaum einem nachvollziehbaren Verhältnis zu der Zahl der Spielenden steht. Warum ist das so? Die eindeutige Antwort kenne ich nicht. Eine der möglichen möchte ich aber skizzieren.

Als erstes haben wir die Balance zwischen Work und Life deswegen in Frage gestellt, weil sie gar nicht zustande kommen kann. Denn das Leben, als ein allgemeiner Begriff, beinhaltet immer schon die Arbeit. Arbeit ist immer schon Leben. Umgekehrt gilt nicht das gleiche. Damit hinkt der Vergleich von Beginn an, weil das Wort „Ver-Gleich“ auf eine Beziehung unter Gleichen hinweist, die hier nicht gegeben ist. Schauen wir uns das mal etwas genauer an.

Life, also Leben wird mit Arbeit verglichen, um ein harmonischeres Verhältnis zwischen beiden herzustellen. Dagegen wäre nichts einzuwenden, würde es sich bei den zu Vergleichenden um zwei Ebenbürtige handeln. Aber so, wie wir uns Work-Life-Balance in gängiger Weise vorstellen, ist das leider nicht der Fall. „Arbeit“ lässt sich verhältnismäßig leicht eingrenzen, beschreiben, ja bestimmen und definieren. Aber „Leben“? Was ist das Leben? Tja, wer hier die Antwort weiß, der weiß alles. Wirklich alles. Und jetzt kommt die wichtigste, häufig übersehene Konsequenz aus dieser ersten Frage und der mangelnden Antwort auf sie. Da wir immer noch nicht wirklich wissen, vermutlich auch nicht wissen können, was das Leben überhaupt ist, sind alle anderen Fragen und ihre Antworten, wenn überhaupt, dann ein rein provisorisches Stückwerk. Sie umgehen die eigentliche Frage sogar, indem sie nur vorgeben, sie vernommen und beantwortet zu haben. Ein Beispiel: wenn die Frage „was ist das Leben“ fällt, hören wir häufig Antworten wie: das Leben ist toll, wundervoll, mühsam, besch....; oder wir hören uns sagen: das Leben besteht aus Arbeit, bis wir uns sagen hören: das Leben ist Arbeit. Glauben wir wirklich das die Aussagen die gestellte Frage beantworten? Nein, das tun sie nicht. Begründung: sie beantworten, wenn überhaupt, die Frage „wie ist das Leben?“ eben aber nicht „was“ es ist. Mehr noch: die meisten schnellen Antworten, auch die von mir angeführten, sind noch nicht einmal Beschreibungen, geschweige denn Definitionen, sondern simple Urteile. Das mag überraschend sein, ist es beim genaueren Hinschauen aber nicht. Denn unser System scheint als erstes die bestehende Situation beurteilen und eben nicht verstehen zu wollen. Die Beurteilung hat bei uns deswegen den Vorrang vor dem Verstehen, weil Sicherheit und damit unser Leben und Überleben immer schon den ersten Platz einnehmen. Alles andere, auch das Beschreiben und Verstehen sind nur dann möglich, wenn keine direkte Bedrohung da ist.

Das heißt für uns, dass das, was wir Leben nennen, zuallererst daran interessiert ist zu leben und zu überleben und nicht sich zu verstehen. Hier haben wir den ersten Hinweis darauf, weswegen wir ab einem bestimmten Moment die Arbeit beargwöhnen. Sie bedroht schlichtweg das Leben.

Wir wissen also immer noch nicht, was das Leben ist, fühlen es aber bedroht. Vielleicht ist das die Geburtsstunde der Work-Life-Balance Bewegung?

In ein paar Tagen rollt die Schriftrolle weiter …

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