Work-Life-Balance: Beschreiben ist nicht gleichbedeutend mit Verstehen
... der Vergleich zwischen Work und Life scheint also nicht ganz glücklich gewählt zu sein. Wie so häufig, so auch in diesem Fall scheitert er an den Details. Das wiederum ist die Regel und nicht deren Ausnahme. Die Dinge erscheinen uns nur dann eindeutig, wenn wir sie verallgemeinern. Schaut man nur ein wenig genauer hin, löst sich die ursprünglich angenommene Eindeutigkeit in ein komplexes Netzwerk aus wechselseitigen Bedingtheiten auf. Die Frage, wie wir arbeiten sollen, hat weder an ihrer Aktualität noch an ihrer Komplexität etwas verloren. Das Gegenteil ist der Fall.
Die Frage danach, wie wir leben sollen, ist noch umfangreicher geworden, so dass derzeit eine einzige, sichere, allgemeingültige und allgemein akzeptierte Antwort kaum mehr in Aussicht gestellt werden kann. Wie gesagt, so sieht es derzeit aus. Beide, die Frage nach dem Leben und der Arbeit sind Dauerfragen. Jede Generation hatte bislang das Gefühl so etwas wie eine allgemeine Antwort auf beide Fragen gefunden zu haben. Diese jeweilige Antwort galt dann den meisten als selbstverständlich. Eigentlich sollte man sagen: sie wurde als selbstverständlich und allgemeingültig geglaubt. Der Glaube an sie gab den Glaubenden eine Sicherheit und Stabilität. Um das jeweilige Verständnis von Arbeit und Leben bildeten sich Rangordnungen, Schichten, gesellschaftliche Klassen und alles, was dazugehört. Ob sie richtig waren oder nicht war eher vorgeschoben. Sie mussten richtig sein, damit das Falsche zunächst gebildet und dann vermieden werden konnte. Vieles davon gibt es heute noch. Ethos „Arbeit“. Ethos „Leistung“. Sich das eigene Glück erarbeitet zu haben gilt für viele von uns immer noch als selbstverständlich. Das eigene Leben mit sinnvoller Arbeit gefüllt zu haben gilt als ein erfülltes Leben.
Ich weiß, dass von mir, als einer Person die sich mit Zen und damit Spiritualität beschäftigt erwartet wird, die Arbeit und Leistungsbereitschaft zu relativieren. Kaum jemand würde sich wundern, von mir zu lesen, Leistungsgesellschaft sei eine verfehlte Lebensweise. Nun kann und will ich es nicht so schreiben. Ich denke auch nicht so und mit Zen hätte das nur bedingt etwas zu tun. Mit anderen religiös/spirituellen Richtungen viel mehr.
Dazu aber in ein paar Tagen mehr ...